Machtsummer Bockwindmühle schreibt Geschichte

 

 

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Machtsumer Bockwindmühle schreibt Geschichte
Mühlenverein feiert das 370-jährige Bestehen der Mühle / Großer Andrang beim Tag des offenen Denkmals 

Machtsum (htw). Mit einem bunten Unterhaltungsprogramm hat der „Verein zur Erhaltung der Windmühle Machtsum“ am Sonntag, dem „Tag des offenen Denkmals“ in ganz Deutschland“ das 370-jährige Bestehen der Machtsumer Bockwindmühle gefeiert. Den ganzen Tag über herrschte auf dem Mühlengrundstück großer Andrang. Vorsitzender Alois Graen junior konnte zu dem Mühlenfest mehrere Hundert Besucher begrüßen. Mitglieder des Mühlenvereins erläuterten den Besuchern die technischen Besonderheiten des alten Technikdenkmals, das am 14. Mai 1888 von Joseph Vollmer für 3750 Mark von einem Müller aus Müllingen erworben und nördlich von Machtsum aufgebaut wurde. Bei der Besichtigung konnten auch die Zahnräder, Mahlsteine und das große Kammrad konnten bei laufendem Betrieb der Mühle bewundert werden. Der Machtsumer Landwirt Friedrich Henze hatte reichlich Getreide angeliefert, was im Laufe des Tages in der Mühle geschrotet wurde. Obwohl anfangs der Hauptantriebsriemen zur erstem Mal überhaupt gerissen war, sorgte Mühlenwart Andreas Alfey schnell für Ersatz. Nach nur einer Stunde konnte wieder geschrotet werden. Erstmalig wurde die Mühle am 8. Juli 1643 aufgrund eines Befehls des Herzogs Christian Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg, sie an einen günstigeren Ort seines Amtsbezirkes nach Müllingen umzusetzen, wo sie dann bis 1888 gestanden hat. Im Laufe der Jahre hat die Mühle Wind und Wetter überlebt (die HAZ berichtete am 1. September).

Am 21. Januar 1956 schrieb die HAZ: „Stirbt die Machtsumer Mühle? ... Freitag, der 13. Januar wurde ihn Unglückstag!“. Im Jahr 1957 drehten sich die Flügel der Mühle zum letzten Mal. Trotz eines eingesetzten Saugmotors wurde die Mühle 1959 stillgelegt. In den folgenden Jahrzehnten war die Mühle Wind und Wetter ausgesetzt. Beim „Mühlentreffen“ am Sonntag erinnerten sich der ehemalige Chefredakteur der HAZ, Hermann Meyer-Hartmann, der Geschäftsführer des Mühlenvereins, Alwin Hoffmann, Alois Graen senior und Martin Reinert noch gut an den 4. Februar 1976, dem Gründungstag des Mühlenvereins und Geburtstag von Meyer-Hartmann. Damals hatten sie sich nach vielen Vorgesprächen im Clubhaus des Gasthauses Oelve zur Gründung des „Vereins zur Erhaltung der Windmühle Machtsum“ getroffen. Der HAZ-Chefredakteur Meyer-Hartmann war im Jahr zuvor mit seiner Familie von Hamburg kommend nach Machtsum gezogen. Die Mühle, so erinnert sich der Zeitungsmann (m-h) heute, sei zu dieser Zeit in einem erbärmlichen Zustand gewesen. Die Wetterseite sei völlig offen und verwittert gewesen. Die indes völlig intakte Inneneinrichtung der Mühle sei dem völligen Verfall preisgegeben. Nach der Gebietsreform hätte man im Ort gemunkelt „dass die Harsum am liebsten ein Fuder Stroh gegen das eigentliche Wahrzeichen von Machtsum anfahren lassen wollen, um es abzubrennen“. Den Sinn und Zweck zum Erhalt der Mühle, so bemerkt Hoffmann, habe Meyer-Hartmann damals laut Protokoll eindeutig formuliert. „Die Mühle soll gepflegt werden, damit sie nicht `vergammelt`. Außerdem sollen die Kinder kennen lernen, wie die Vorfahren Korn gemahlen haben“. Ohne die Initiative der HAZ, so ergänzt Hoffmann, wäre die Mühle in den 70er Jahren mit Sicherheit weiter verfallen und möglicherweise auch durch die Harsumer „abgefackelt“ worden. Mit Meyer-Hartmann, so Hoffmann, habe man damals einen wichtigen Mann hinter sich gehabt, der mit seinen „Schlagzeilen“ den Erhalt der Mühle maßgeblich beeinflusst habe. Sonst wäre sie sicher „totgeschwiegen“ worden. Heute sei man stolz, die Rettung der Machtsumer Windmühle damals ohne jede Förderung durch staatliche Institutionen bewirkt zu haben. Im Jahr 2005 wurden vier neue Flügel aus Stahl angebracht, die sich heute zur Freunde der Vereinsmitglieder und vielen Mühlenfreunden wieder im Winde drehen. Das große Mühlenfest wurde musikalisch vom Pianisten Dennis Koeckstadt von der bundesweit bekannten Blues-Band „B.B.& the Blues Shacks“  im „Festzelt“ musikalisch umrahmt. Über 30 Kinder hatten ihre Flohmärkte vor der Mühle aufgebaut. Andere hielten selbstgemahlte Buchstaben zum „Happy Birthday“ hoch.  In der „Machtsumer Kaffeetafel“ wurde selbstgebackener Kuchen angeboten. Martin Wolpers aus Borsum war mit seinen beiden alten Treckern aus dem Jahr 1950 und 1951 angereist, die bewundert werden konnten. Glückwünsche zum Mühlengeburtstag überbrachten auch Harsums Bürgermeister Gundolf Kemnah und Ortsbürgermeister Konrad Aselmeyer.

 

Der heutige Mühlenvereins-Vorsitzender Alois Graen junior hier im Gespräch mit Alwin Hoffmann, dem ehemalige HAZ-Chefredaktuer, Hermann Meyer-Hartmann, Alois Graen senior und Martin Reinert (von links), die als Initiatoren zur Gründung des Mühlenvereins im Jahr 1976 zur Rettung der Mühle entscheidend beigetragen haben.  Es fehlte urlaubsbedingt noch Franz Grove, der damals zum 1. Vorsitzende des Verein gewählt wurde.  

Foto: Wiechens

 

Die Kinder hatten zum 370. Geburtstag der Mühle große Buchstaben gemalt und zur Feier des Tages zum „Happy Birthday“ hochgehalten. 

 

Beim Jazz-Frühschoppen spielte Pianisten Dennis Koeckstadt von der bundesweit bekannten Blues-Band „B.B.& the Blues Shacks im „Festzelt“ auf.

Foto: Wiechens

 

In und um die alte Bockwindmühle herrschte beim Mühlen-Geburtstag großer Andrang. Über 30 Kinder hatten einen Flohmarkt aufgebaut.

Foto: Wiechens

 

 

 

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